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Mittellateinisches Wörterbuch (MLW)

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Zielsetzung des Projekts

Thematische und geographische Ausrichtung

Das Mittellateinische Wörterbuch behandelt lateinische Texte, die im Mittelalter im deutschen Sprachgebiet entstanden sind. Darüber hinaus wertet es wichtige Dokumente dieser Epoche zur deutschen Geschichte im weiteren Sinne aus, das heißt vor allem Quellen aus dem Frankenreich und aus dem sogenannten Reichsitalien. Über die eigentlichen geographischen Grenzen des Wörterbuchs hinaus wurden auch fachliterarische Texte aufgenommen um sicherzustellen, dass die spezifische Terminologie aus Theologie, Liturgie- und Kirchengeschichte, Philosophie, Ethik, Logik, Mathematik, Geometrie, Komputistik, Astrologie bzw. Astronomie, Zoologie, Botanik, Alchemie, Pharmazie, Medizin, Anatomie, Chirurgie, Jurisprudenz, Kanonistik, Grammatik und Musik angemessene Berücksichtigung findet.

So finden sich im Corpus des MLW aus Italien z. B. der päpstliche Liber diurnus, salernitanische Medizintexte und eine süditalienische Pferdeheilkunde, Urkunden und historiographische Texte aus Norditalien und u. a. aus dem britischen Raum oder Polen.

Dieses Ausgreifen über den deutschen Sprachraum hinaus ist den Umständen zur Zeit der Entstehung des Wörterbuches geschuldet, in der noch nicht abzusehen war, in welch vielfältiger Weise die einzelnen Länder im Laufe der Zeit zu einem neuen «Du Cange» beitragen würden.

(Vgl. dazu unter Wörterbuchprojekte Mittellatein).

Der Bearbeitungszeitraum

Für den Benutzer liegt der wichtigste Unterschied zum Novum Glossarium Mediae Latinitatis (NGML), in den deutlich erweiterten Zeitgrenzen, die vom 6. Jahrhundert bis 1280, dem Todesjahr von Albertus Magnus, reichen (vgl. die Graphik zu den mittellateinischen Wörterbuchprojekten). Damit werden auf der einen Seite die sprachlich ergiebigen Texte der Merowingerzeit ausgewertet und somit der zeitliche Anschluss an das lexikographische Großprojekt zur lateinischen Sprache der Antike und der Kirchenväterzeit, den Thesaurus linguae Latinae hergestellt. Auf der anderen Seite finden die Aristotelesrezeption und die scholastische Terminologie des hohen Mittelalters Aufnahme, ohne dass die spätere aufwendige Differenzierung nach Schulen das Fortschreiten des Unternehmens behindern würde.