Textcorpus und Zettelmaterial
Das MLW greift auf ca. 4000 Textquellen zurück, deren Großteil in modernen Editionen zugänglich ist. Manche der Texte liegen jedoch noch immer nur in älteren Drucken vor, manches ist gar nur handschriftlich überliefert und harrt der Herausgabe. Zu den Quellen gehören bekannte Texte wie die Carmina Burana, von denen einige durch die Neuvertonung von Carl Orff bekannt geblieben sind, die Chronik des Bischofs Otto von Freising, die Legende vom Martyrium des Bischofs Emmeram (ermordet in Helfendorf nahe München, verfasst von Bischof Arbeo von Freising) oder Texte von Hildegard von Bingen, die sich vor allem in esoterischen Kreisen neuer Beliebtheit erfreut.
Das Quellenverzeichnis, in denen alle Texte (mit Ausnahme sogenannter opera minora) alphabetisch geordnet gesammelt sind, finden Sie im digitalen MLW. Ein paar hilfreiche Erläuterungen dazu haben wir für Sie unter Quellenverzeichnis zusammengestellt.
Die Basis der Materialsammlung: 50 ausgewählte Texte
Die Basis des Wörterbuches bilden 50 ausgewählte Texte (vgl. MLW vol. I p. VIsq., Fußnote 1), die in Perikopen auf Wachsmatrizen getippt und dann auf DIN-A-6-Blätter vervielfältigt wurden. Im Zettelmaterial nehmen die auf diese Weise gewonnenen Belege 2/5 ein.
Oben links steht das Lemma (Stichwort) intentio, darunter die Kürzel für Autor und Werk (OTTO FRISING. gest. 1 prol. p. 9,20) mit den Ergänzungen / Korrekturen des Artikelbearbeiters. Darauf folgt der Textabschnitt (Perikope), links unten findet sich die Anzahl der Wörter des Ausschnitts, rechts unten die Ordnungsnummer (= 18. Zettel in Folge im fortlaufenden Text).
2500 weitere exzerpierte Texte
Weitere 2500 Texte wurden exzerpiert und mit Schreibmaschine auf DIN-A-6-Blätter ausgeschrieben. Perikopen- und Exzerptzettel decken zusammen bereits 3/5 des Gesamtmaterials ab.
Auch hier steht links oben das Lemma, in der Mitte darunter das Autoren- und Werkkürzel, rechts oben die Datierung des Werkes (das seit der Exzerpierung genauer datiert werden konnte, weswegen der Artikelbearbeiter sie korrigiert hat), danach die genaue Fundstelle im Text mit einem Dreizeilenzitat aus dem Sentenzenkommentar von Albertus Magnus. Ganz oben hat der Bearbeiter noch eine Notiz angebracht, auf welcher Seite der alten Borgnet-Ausgabe sich die Passage findet.
Zur Ergänzung: Indexzettel – eine Fundgrube
Dazu kommen sogenannte «Indexzettel», mit deren Hilfe oft noch Hunderte von weiteren Belegen auftauchen, die in den Editionen schlummern. Insgesamt sind geschätzte 2 Millionen Belegstellen für das MLW erfasst.
Auf dem ursprünglichen Zettel des obigen Beispiels befand sich lediglich die Angabe des Bandes aus den Monumenta Germaniae Historica (MGH) mit dem Hinweis, dass sich das Lemma im dortigen Index findet. Die Überprüfung durch den Artikelbearbeiter hat 10 weitere Belegstellen erbracht, die semantisch auffälligsten hat er auf dem Zettel ausgeschrieben.
Sekundärliteratur – eine Hilfestellung bei der Interpretation der Wortbedeutungen
Bei der Suche nach der richtigen Bedeutung eines Wortes sind außerdem Zettel zur Sekundärliteratur hilfreich. Sie erschließen einen tieferen Zugang zu Fachbegriffen z. B. aus Rechtsgeschichte, scholastischer Philosophie, Pflanzenkunde, Medizin u. v. m.
Schließlich ergänzen moderne, elektronische Quellen und Datenbanken das Bild. Vor allem bei selten belegten Wörtern sind die Mitarbeiter(innen) dankbar für diese Hilfsmittel, die bei knapper Quellenlage ein differenzierteres Bild von der Bedeutung eines Wortes liefern können.
Teil der Quellen ist beinahe der gesamte Bestand der Monumenta Germaniae Historica (MGH, Online-Zugang über www.dmgh.de) und darüber hinaus u. a. medizinische Quellen aus der Ärzteschule von Salerno.
Nicht berücksichtigt sind dagegen die Heilige Schrift, die Kirchenväter und vor allem exegetische Schriften des Mittelalters, die häufig nur Traktate der Kirchenväter aus der Spätantike wiedergeben.