Struktur des Wörterbuches
Allgemeines
Wie in Wörterbüchern üblich sind die Lemmata (Stichwörter) streng alphabetisch angeordnet, eine Unterscheidung von u und v erfolgt dabei jedoch nicht. Diese Reihenfolge wird durchbrochen, wenn u. a. Partizipien eines Verbums diesem unmittelbar angeschlossen werden. Dies lässt sich am Artikel facio (p. 19,52sqq.) aufzeigen, wo auf das Hauptlemma eine ganze Reihe von Sublemmata folgt:
- adi. 1. faciens, -entis,
- 2. factus, -a, -um,
- subst. 1. faciens, -entis m.,
- 2. faciens, -entis n.,
- 3. facienda, -orum n.,
- 4. fienda, -orum n.,
- 5. factus, -i m.,
- 6. facta, -ae f.
- 7. factum, -i n.
Der Lemma-Ansatz (Stichwort)
Der Artikel beginnt mit dem Lemma-Ansatz in Fettschrift (im obigen Beispiel: factio), mit einer knappen Angabe u. a. zu Genus (vgl. p. 33,64) oder Wortart (vgl. p. 34,57) und häufig begegnenden Schreibvarianten (in diesem Fall die Variante faccio; in der Regel erfolgt eine Lemmakürzung nur dann, wenn der Auslassungsstrich [Divis] mehr als zwei Buchstaben ersetzt).
«Sternwörter» und Etymologie
Bei Sternwörtern (d.h. Lemmata, die im TLL nicht enthalten sind, mithin im Rahmen des MLW als Neologismen gelten; sie sind gekennzeichnet durch einen sechszackigen Asteriscus) und Wörtern, die dem Griechischen entlehnt sind, gibt es außerdem Angaben zur Etymologie (vgl. z. B. oben p. 7,48 s. v. *fabricinium), die nur unterbleiben können, wenn sich das Etymon im Umfeld des Lemmas findet und daher keiner näheren Erläuterung bedarf.
Der Artikelkopf
Im anschließenden Artikelkopf werden weitere Schreibungen (script.) mit Verweisen in den Artikel oder mit Stellenangabe präsentiert (im letztgenannten Fall werden darüber hinausgehende Belege durch den Zusatz adde angefügt, der auch im Artikel selbst für ähnliche Erscheinungen verwendet wird); des weiteren haben hier u. a. Abweichungen in Genus oder Form (form.), besondere Verbalformen, metrische Besonderheiten (metr., prosod.), Verwechselungen mit anderen Wörtern (eingeleitet mit der Formel: confunditur c. ...) ihren Ort.
Der semantische Teil des Artikels
Auf diese allgemeinen Angaben folgt der semantische Teil des Artikels. Nicht selten werden die Bedeutungen des Wortes auf der obersten Ebene so differenziert, dass einer ersten Hauptgruppe eine zweite gegenübertritt (Dichotomie). Dies ergibt sich u.a. dadurch, dass ein Wort eine (ursprüngliche) Grundbedeutung aufweist, im Idealfall die eigentliche Bedeutung (vgl. z.B. im Deutschen «Bein»), mit welcher eine übertragene Ebene kontrastiert («Tischbein» wäre etwas Vergleichbares); dabei schließen sich I und II (gegebenenfalls III, IV usw.), A und B (C usw.), 1 und 2 (3 usw.) usw. gegenseitig aus. Da indes jedes Wort einen eigenen Charakter besitzt, tritt an die Stelle einer dichotomischen Disposition häufig eine Reihung von Nuancen.
Typische Gegensatzpaare im Artikelaufbau (Disposition)
Beispiele typischer Gegensatzpaare sind (die Auflösungen der Kürzel finden sich hier):
- proprie – translate
- intrans. – trans.
- in univ. – ...
Es können auch bis zu vier einander gegenüberstehende Rubriken begegnen – vgl. z. B. den Artikel ianua: Wenn Sie auf das Lemma klicken, sehen Sie ein Bild des Artikelanfangs; dort sind die entsprechenden Stellen (1 proprie – 2 in imag. – 3 alleg. – 4 translate) rot markiert.
Der Rubrik in univ. gegenüberstehen kann:
- c. colore quodam (sim.)
- alleg.
- in imag.
- c. notione ...
- spectat ad ... (vgl. u. a. s. v. favilla p. 104,13.16)
- gener. – spec.
Der Rubrik gener. können u.a. auch gegenüberstehen:
- per compar.;
- eccl., liturg., canon.;
- natur. et medic.;
- gramm., log., philos., theol.;
- natur. et techn.;
- publ., iur., canon.;
- techn. et alch.
Alle in diesen Gruppen genannten Themen- oder Sachbereiche treten auch gesondert auf.
- de anim. – de rebus
Das Textcorpus des MLW weist sachbedingt zahlreiche Anspielungen auf klassische lateinische oder griechische Texte, zumal aus dem Bereich der Vulgata, auf. Bei solchen Mustern wird je nach Einflussgrad des Quelltextes unterschieden zwischen
- cf. Vulg. ...
- spectat ad Vulg. ...
- e(x) ... (bei anderen Quellentexten)
Bei der Formulierung der Interpretamente ist zu beachten, dass metasprachliche Erläuterungen nur in lateinischer Sprache (vgl. u. a. vol. IV. p. 33,64 proprie – vol. IV. p. 34,21 metonymice), die Bedeutungen eines Wortes lateinisch und deutsch angegeben werden. In Grenzfällen (u. a. bei termini technici) verzichtet das MLW auf eine Gleichsetzung von lateinischer Umschreibung eines Sachverhaltes und deutscher Übersetzung: vgl. u. a. s. v. facetia vol. IV. p. 12,65sq.: spectat ad morem in conviviis servandum (‘Tischzucht’, de re v. LexMA. VIII. p. 808sqq.).
Dispositionsbeispiel
Für die Gliederung eines Artikels stehen fünf markierbare Ebenen zur Verfügung: I A 1 a α. Reichen diese nicht aus oder ergeben sich besondere Fälle innerhalb einer Gruppe, die, obwohl deutlich absetzbar, dennoch keiner anderen Rubrik zugeordnet werden können, sind diese durch ein spatium (vgl. u. a. s. v. factio [p. 34,30] und unten die Nuance societas) vom übrigen Teil der Ebene abgetrennt.
Im Beispielartikel factio sieht die Disposition folgendermaßen aus:
- I proprie
- A gener. i. q. actio faciendi, facinus — das Tun, Treiben, Handeln, Tat
- 1 in bonam vel neutram partem
- 2 in malam partem i. q. machinatio, facinus pravum — boshaftes (Be-)Treiben, Umtrieb, Machenschaft
- 3 coniuratio — Verschwörung, Aufruhr
- B philos. i. q. actio producendi — das Hervorbringen
- II meton.
- A gener.
- 1 labor — Arbeit
- 2 partes, secta — Partei
- societas — Gemeinschaft
- 3 pars (exercitus) — (Heeres-)Abteilung
- B iur.
- 1 ius faciendi — das Recht (etwas) zu machen
- 2 tributum, vectigal, exactio — Abgabe, Steuer, Leistung
- 3 negotium, conventum — Rechtsakt, (Rechts-)Geschäft, Abmachung, Vertrag
Häufigkeit (Frequenz) von Belegen
Da das Material in den Artikeln jeweils unterschiedlich repräsentiert ist, stehen folgende Hinweise zur Verfügung, die Häufigkeit des weiteren Vorkommens über das Zitierte hinaus anzudeuten:
al. | saepius | saepe | persaepe |
mindestens zwei weitere Belege finden sich im Material des MLW | ca. 10–15 weitere Belege finden sich im Material | ca. 15–25 weitere Belege finden sich im Material | mehr als 25 Belege finden sich im Material |
Erfolgt am Ende einer Gruppe keine derartige Kennzeichnung, bedeutet dies nur, dass das Zettelmaterial des MLW keinen weiteren Beleg aufweist.
Querverweise
Querverweise innerhalb des MLW erfolgen in derselben Spalte mit Zeilenangabe (z.B. l. 26), ansonsten mit Seiten- und Zeilenzahl (p. 43,27); bei Verweisen über die Bandgrenze hinaus ist außerdem der Band genannt (z.B. vol. III. p. 1,13).
Verfasser(in) des Artikels
Der/Die Verfasser(in) eines Artikels wird jeweils am rechten Seitenende genannt. Im fortlaufenden Wörterbuchtext findet sich der Name immer am Ende einer Lemmastrecke.