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Mittellateinisches Wörterbuch (MLW)

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Kommunikation im Mittelalter

Mit dem Begriff «Mittellatein» bezeichnet man die lateinische Sprache des Mittelalters von ca. 500 bis 1500 n. Chr. Im Unterschied zu Ausdrücken wie «Mittelhochdeutsch» oder «Mittelenglisch» wird damit jedoch nicht eine ältere Sprachstufe bezeichnet, sondern ein gewisser Zeitraum der Verwendung des Lateins umrissen.

Die Sprache des (spät)antiken Rom entwickelte sich nicht nur zu den romanischen Sprachen weiter – sie lebte gleichzeitig und ohne dass ihr Gebrauch je unterbrochen wurde, als Sprache der Literatur und Kultur, der Wissenschaft, des Rechts und der Kirche fort, die in zunehmendem Maße in der Schule erlernt werden musste. In weiten Teilen Europas blieb das Lateinische das ganze Mittelalter hindurch für viele Bereiche die vorherrschende Schriftsprache. Bis weit in die Neuzeit überwogen in der Buchproduktion Deutschlands lateinische Werke zahlenmäßig sogar solche, die in deutscher Sprache verfasst wurden.

Anpassung an eine veränderte Welt

Obwohl das Latein des Mittelalters sich immer wieder am antiken Modell orientierte, entwickelte sich die Sprache durch den Gebrauch weiter und passte sich einer sich wandelnden Welt an. In die Rechtssprache etwa fanden viele volkssprachliche Begriffe in latinisierter Form Eingang, Termini anderer Fachdisziplinen wurden aus dem Griechischen, seltener aus dem Arabischen übernommen, in Schule und Dichtung versuchte man die eigene Sprachkenntnis oft durch bewusstes Streben nach den Grenzen des sprachlich Möglichen unter Beweis zu stellen.

Die lateinische Sprache des Mittelalters in Kontinuität und Wandel im Vergleich zum Latein der heidnischen Antike und der Kirchenväterzeit zu beschreiben, ist der Gegenstand von Wörterbüchern und Grammatik. Sie stellen zugleich das Werkzeug bereit, das den Wissenschaftlern verschiedenster Fachrichtungen ein korrektes und differenziertes Verständnis ihrer mittelalterlichen Quellen ermöglicht. Diese Hilfsmittel sind in einer Zeit, da die Lateinkenntnisse hinter neuen Bildungsinhalten zurücktreten, von herausragender Bedeutung.

Der «Du Cange» – Vorläufer des MLW

Das umfassendste abgeschlossene Wörterbuch zum Latein des Mittelalters, auf das die Forschung bis heute angewiesen ist, stammt in seinen Grundzügen hingegen aus dem 17. Jahrhundert: Charles du Fresne DU CANGE, Glossarium ad scriptores mediae et infimae Latinitatis, 3 Bde., Paris 1678 mit mehreren Bearbeitungen, zuletzt von Léopold FAVRE, Glossarium mediae et infimae Latinitatis conditum a Carolo du Fresne Du Cange..., 10 Bde., Niort 1883-1887 (Nachdruck zuletzt in 5 Bänden: Graz 1954).

Hier geht es zur Online-Ausgabe der École nationale des chartes.